Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder
Lebensraumtyp 91T0
Der Lebensraumtyp umfasst natürliche und naturnahe flechtenreiche Kiefern-Trockenwälder im natürlichen Verbreitungsgebiet der Kiefer auf sehr trockenen, sauren und nährstoffarmen Silikatstandorten. Neben den Vorkommen auf pleistozänen Sanden werden auch flechtenreiche Kiefern-Felswälder auf flachgründigen, sandigen oder sandartigen Verwitterungsböden saurer Silikatgesteine (z.B. Kreidesandstein, Granit) zum LRT gezählt. Die Baumschicht ist aufgrund von Nährstoff- und Wassermangel meist schwachwüchsig und licht. In der Bodenvegetation überwiegen acidophytische Arten. Zum LRT werden flechtenreiche Ausprägungen des Beerstrauch-Kiefernwaldes (Leucobryo-Pinetum) und der echte Flechten-Kiefernwald (Cladonio-Pinetum) gestellt, wobei das Vorkommen der letzteren Assoziation für Sachsen nicht belegt ist.
Kiefern-Felswälder (im Sandstein auch als Riff-Kiefernwälder bezeichnet) sind strukturreiche Grenzwaldstandorte auf Sandsteinriffen oder Granitfelsen. Sie sind dem Leucobryo-Pinetum zuzurechnen und besiedeln die trockensten und ärmsten Bereiche. Die Baumschicht setzt sich überwiegend aus Kiefer und Birkenarten zusammen. Die Vegetation spiegelt durch ein kleinräumiges Mosaik aus flechten-, heidekraut- und beerstrauchreichen Bereichen die standörtlichen Bedingungen aus offenen Felspartien, verhagerten Sandflächen und mehr oder weniger humosen Bereichen wider. Die Bodenvegetation setzt sich aus Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Preiselbeere (V. vitis-idaea), Besenheide (Calluna vulgaris) und Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) zusammen, dazu können auf Sandstein Krähenbeere (Empetrum nigrum) und Sumpf-Porst (Ledum palustre), auf Granit Schnee-Heide (Erica carnea) treten. Cladonia- und Cetraria Arten kennzeichnen die Flechtenschicht auf Rohbodensubstraten. Felsbereiche sind meist mit Blatt- und Krustenflechten überzogen. Als charakteristische Art gilt Arctoparmelia incurva (Parmelia incurva). Die Raumstruktur gut ausgebildeter Kiefern-Felswälder ist weitgehend natürlich und durch den hohen seitlichen Lichteinfall mehrstufig ausgebildet. Hohe Totholzanteile sind in nicht erschlossenen Bereichen charakteristisch.
In Sachsen konnte der LRT bislang nur auf einigen Granitfelskuppen im Elstergebirge bei Hirschberg nachgewiesen werden. Das Vorkommen entspricht dabei der flechtenreichen Ausprägung des Beerstrauch-Kiefernwaldes auf Granitfelsen.
Nach der Roten Liste der Biotoptypen Sachsens ist der Beerstrauch-Kiefernwald (Leucobryo-Pinetum) als gefährdet einzustufen. Als naturnaher Wald trocken-warmer Standorte und aufgrund seiner Seltenheit unterliegt er einem besonderen Schutz nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz.
Gefährdungen ergeben sich im Wesentlichen aus der direkten Schädigung durch Befahren oder Tritt sowie über den Eintrag von Nährstoffen und anderen Fremdstoffen.