Flüsse mit Schlammbänken
Lebensraumtyp 3270
Der Lebensraumtyp umfasst die planaren bis submontanen, naturnahen größeren Fließgewässer mit einjähriger, nitrophytischer Vegetation auf schlammigen Ufern.
Die Standorte sind im Frühjahr und Frühsommer meist überflutet und vegetationsfrei und werden erst bei spätsommerlichem Trockenfallen mit Vegetation der Verbände Bidention tripartitae (Zweizahn-Gesellschaften), Chenopodion glauci [= Chenopodion rubri] (Gänsefuß-Ufersäume) und zum Teil auch Elatino-Eleocharition ovatae (Zwergbinsen-Gesellschaften) besiedelt.
Der Lebensraum unterliegt kurzfristigen und saisonalen Änderungen (Lage der Schlammfläche, Zeitpunkt und Dauer des Trockenfallens), daher ist der gesamte Bereich mit potenziellen Vorkommen trockenfallender Schlammbänke in die Abgrenzung einzubeziehen. Vorkommen der Vegetationseinheiten außerhalb des Uferbereiches von Flüssen gehören nicht zum Lebensraumtyp.
Die Vorkommen des Lebensraumtyps in Sachsen sind an die größeren Flüssen der Ebene und zum Teil des angrenzenden Hügellandes gebunden, insbesondere an Elbe, Vereinigter Mulde vom Mulde-Lößhügelland flussabwärts und an der Neiße.
Flüsse und ihre Auen haben wie alle naturnahen Fließgewässer eine hohe Bedeutung für den Biotopverbund und sind Lebensraum für zahlreiche gefährdete Arten. Dazu gehören beispielsweise die Anhang II-Arten der FFH-Richtlinie Lachs (Salmo salar), Rapfen (Aspius aspius), Biber (Castor fiber) und Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia).
Naturnahe Flussabschnitte sind nach der Roten Liste Biotoptypen stark gefährdet und nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Als wesentliche Gefährdungen sind wasserbauliche Maßnahmen und anthropogene Veränderungen der Fließgewässerdynamik (zum Beispiel Begradigung, Uferbefestigung, Stauhaltung, Beseitigung der Ufervegetation), Schadstoff- und Nährstoffeintrag sowie intensive Freizeitnutzung anzusehen.